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Bonitätsprüfung Unternehmen: Was, wie und warum?

Veröffentlicht am: 31. März 2025 von Maria Klose

Die Bonitätsprüfung eines Unternehmens dient dazu, die Zahlungsfähigkeit und wirtschaftliche Verlässlichkeit eines potenziellen Geschäftspartners einzuschätzen. Sie ist damit ein zentrales Instrument im Risikomanagement – gerade bei größeren Aufträgen, längeren Zahlungszielen oder bei Kundenbeziehungen ohne langjährige Historie. Vor allem mittelständische Unternehmen können sich heute keine Unsicherheiten mehr leisten. Ein einzelner Zahlungsausfall kann ausreichen, um die Liquidität zu gefährden. Dennoch wird die Bonität des Geschäftspartners häufig nur oberflächlich geprüft – oder gar nicht.

Warum ist eine Bonitätsprüfung für Unternehmen so wichtig?

Zu den häufigsten Gründen für Zahlungsausfälle zählt nicht böser Wille – sondern mangelnde wirtschaftliche Stabilität. Wer nur auf Eindruck oder persönliche Kontakte vertraut, riskiert strategische Fehlentscheidungen.

Dr. Antje Berlinger, Senior Risk Consultant bei einer europaweit tätigen Factoringgesellschaft, bringt es auf den Punkt:„Bonität ist keine Vertrauensfrage. Sie ist messbar. Wer auf valide Kennzahlen verzichtet, handelt fahrlässig – gerade bei Neukunden.“

Konkret dient eine Bonitätsprüfung unter anderem dazu:

Vor allem mittelständische Unternehmen stehen unter Druck: Ein einziger Zahlungsausfall kann die Liquidität ernsthaft gefährden. Eine professionelle Bonitätsprüfung schafft Transparenz – und schützt vor kostspieligen Fehlentscheidungen.

Welche Arten von Bonitätsprüfungen gibt es?

Es gibt mehrere Möglichkeiten der Bonitätsprüfung bei Unternehmen – je nach Tiefe, Umfang und Einsatzzweck:

Art der PrüfungBeschreibung
Online BonitätsprüfungSofort abrufbare Auskunft bei Anbietern wie Bonscore, Creditreform, Creditsafe oder CRIF.
Manuelle AnalyseVertiefte Prüfung von Jahresabschlüssen, Zahlungserfahrungen, Branchenrisiken. Für eine manuelle Analyse sind Fach- und Branchenkenntnisse erforderlich.
Einmalige BonitätsprüfungFür Einzelentscheidungen bei Neukunden oder Projekten ohne dauerhafte Beziehung. Creditreform, Creditsafe und Dun & Bradstreet bieten Bonitätsauskünfte für Unternehmen nur im Abonnement an, ein einmaliger Abruf einer Bonitätsauskunft ist nicht möglich. Nur Bonscore & SCHUFA bieten Auskünfte ohne Abonnement.
Kontinuierliches MonitoringLaufende Überwachung mit Alerts bei Bonitätsveränderungen.
Kostenlose BonitätsprüfungEingeschränkte Basisinformationen über öffentliche Register wie Bundesanzeiger oder Insolvenzbekanntmachungen.

Hinweis: Nur wenige Anbieter ermöglichen Einzelauskünfte ohne Abo-Modell. Öffentliche Datenplattformen wie Bonscore oder North Data liefern hier wertvolle Voranalysen – besonders für kleinere Unternehmen.

Welche Daten fließen in eine Bonitätsprüfung ein?

Die Tiefe der Auskunft hängt vom Anbieter und dem gewählten Paket ab – von einem einfachen Score bis hin zu vollständigen Bonitätsprofilen mit Limitempfehlung.

Typische Datenquellen:

Bei der Interpretation ist nicht nur die Kennzahl entscheidend, sondern auch ihr Kontext. Ein negativer Bilanzgewinn ist in einem wachstumsstarken Startup anders zu bewerten als in einem Traditionsbetrieb mit stagnierender Entwicklung.

Wer bietet Bonitätsprüfungen für Unternehmen an?

In Deutschland gibt es eine Handvoll etablierter Anbieter für Bonitätsauskünfte. Sie unterscheiden sich in Zielgruppe, Tiefe der Analyse und Kostenstruktur.

AnbieterBesonderheiten
CreditreformRegionale Struktur, stark im Mittelstand verankert. Mitgliedschaft meist erforderlich.
CRIFInternational ausgerichtete Wirtschaftsauskunftei.
CreditsafeFlatrate Abonnements, API-Zugang und Kooperation mit SCHUFA.
SCHUFAGeeignet für Privatpersonen und Auskünfte für nicht registerpflichtige Firmen.
BonscoreIntuitiv, speziell für KMU und mit digitaler Auskunft & Monitoring.

Dr. Jens Volkert, ehemaliger Bereichsleiter Corporate Finance bei einer Landesbank, sieht in der Kombination aus klassischen Auskunfteien und öffentlich zugänglichen Analyseportalen einen sinnvollen Weg: „Wer professionell prüft, nutzt beides – die Tiefe der etablierten Anbieter und die Verfügbarkeit öffentlicher Quellen.“

Tipp: Nur Bonscore und SCHUFA bieten Bonitätsauskünfte ohne Abo – ideal für einmalige Abfragen.

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Wie läuft die Bonitätsprüfung ab?

  1. Ziel definieren: Welches Risiko soll abgesichert werden? Geht es um einen einmaligen Auftrag oder eine laufende Geschäftsbeziehung?
  2. Daten abrufen: Auswahl eines geeigneten Anbieters oder einer Kombination (z. B. öffentlich + professionell).
  3. Ergebnisse interpretieren: Bewertung des Scorewerts, der Ausfallwahrscheinlichkeit und möglicher Warnsignale (z. B. Insolvenzverfahren, Mahnvermerke).
  4. Maßnahmen ableiten: Anpassung von Zahlungszielen, Sicherheitsleistungen oder – im Extremfall – Ablehnung der Zusammenarbeit.

Julia Rother, Leiterin Finanzen in einem Hamburger Maschinenbauunternehmen, betont die Relevanz der Sofortbewertung:

„Wenn unsere Fachabteilungen kurzfristig entscheiden müssen, greifen wir zuerst auf öffentlich zugängliche Analysen zu – und holen nur bei Unklarheiten professionelle Berichte dazu.“

Bonitätsprüfung Unternehmen kostenlos – geht das?

Grundlegende Informationen lassen sich auch ohne Kosten einholen – beispielsweise über:

👉 Diese Daten eignen sich gut für erste Einschätzungen oder zur Plausibilisierung bereits vorhandener Informationen. Eine fundierte Entscheidung bei hohen Beträgen oder längeren Vertragslaufzeiten erfordert jedoch in der Regel eine vertiefte Prüfung.

Bonitätsprüfung in Deutschland: Besonderheiten & Datenschutz

Wirtschaftsauskunfteien unterliegen der Datenschutzkontrolle. Unternehmen müssen ein berechtigtes Interesse nachweisen können, um eine Bonitätsauskunft einzuholen – z. B. im Rahmen eines konkreten Geschäftsanbahnungsprozesses.

Zudem gilt:

Wichtig: Eine saubere Dokumentation ist essenziell – auch intern, etwa gegenüber Datenschutzbeauftragten oder der Revision.

Fazit: Bonitätsprüfung für Unternehmen

Eine Bonitätsprüfung ist keine Formalität, sondern Teil unternehmerischer Sorgfaltspflicht. Sie schützt vor wirtschaftlichem Schaden, stärkt die Verhandlungsposition und schafft Klarheit in der Zusammenarbeit. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist sie mehr als ein Score – sie ist ein strategisches Werkzeug. Wer sich systematisch vorbereitet, mehrere Quellen kombiniert und bei Bedarf in Tiefe investiert, sichert nicht nur das eigene Unternehmen ab – sondern verschafft sich auch einen professionellen Vorsprung.



Foto von Maria Klose
Maria Klose
Rechtsökonomin & Compliance-Beraterin

Maria erklärt auf Bonscore rechtliche Grundlagen zu Auskunftspflichten und Insolvenzverfahren. Ihre Schwerpunkte liegen in Wirtschaftsrecht und Unternehmenscompliance.