Unternehmen: Wie wird die Bonität ermittelt?
Die Bonität eines Unternehmens ist ein entscheidender Faktor für Geschäftsbeziehungen – von der Neukundengewinnung bis hin zur Festlegung von Kreditkonditionen. Sie gibt Auskunft über die finanzielle Stabilität und Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und wird anhand verschiedener wirtschaftlicher Indikatoren bestimmt. Zu den zentralen Einflussfaktoren der Bonität zählen aktuelle Unternehmenskennzahlen wie Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen. Darüber hinaus spielen branchenspezifische Rahmenbedingungen sowie gesamtwirtschaftliche und makroökonomische Faktoren eine bedeutende Rolle.
Methodik
Bilanz
Die finanzielle Lage eines Unternehmens wird durch eine umfassende Analyse seiner Bilanz beurteilt. Wichtige Kennzahlen sind hierbei:
Wichtige Kennzahlen sind hierbei:
- Eigenkapitalquote: Gibt Aufschluss über die finanzielle Stabilität und die Fähigkeit, Verluste zu verkraften.
- Liquidität: Zeigt, inwiefern ein Unternehmen seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann.
Eine fundierte Bilanzanalyse betrachtet nicht nur eine Momentaufnahme, sondern berücksichtigt die Entwicklung über mehrere Jahre. Während eine isolierte Aussage wie „Die Eigenkapitalquote im Jahr 2025 beträgt 30%“ wenig aussagekräftig ist, liefert eine langfristige Betrachtung wertvolle Erkenntnisse, z.B: „Die Eigenkapitalquote ist in den letzten fünf Jahren um 2% pro Jahr gestiegen“.
Gewinn- und Verlustrechnung
Während die Bilanz einen Überblick über die finanzielle Struktur eines Unternehmens gibt, ermöglicht die Gewinn- und Verlustrechnung eine Beurteilung der operativen Leistungsfähigkeit. Sie zeigt, in welchem Umfang ein Unternehmen tatsächlich profitabel wirtschaftet. Im Vergleich zur Bilanz bietet die Gewinn- und Verlustrechnung zudem weniger Spielraum für Optimierungen.
Wichtige Kennzahlen in diesem Zusammenhang sind:
- Materialaufwandsquote: Verhältnis der Materialkosten zum Umsatz.
- Personalaufwandsquote: Verhältnis der Personalkosten zum Umsatz.
- Höhe der Abschreibungen: Spiegelt den Werteverzehr von Anlagevermögen wider.
Eine detaillierte Analyse dieser Kennzahlen ermöglicht Rückschlüsse auf die betriebswirtschaftliche Effizienz sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Branche
Die Ergebnisse der Bilanz- sowie der Gewinn- und Verlustrechnungsanalyse müssen stets im Kontext der jeweiligen Branche interpretiert werden. Eine isolierte Betrachtung einzelner Kennzahlen liefert nur begrenzte Erkenntnisse. Die Branchenanalyse erlaubt es, fundierte Vergleiche anzustellen, etwa: “Die Personalaufwandsquote der Muster GmbH ist in den letzten drei Jahren gestiegen, während sie bei 100 vergleichbaren Unternehmen der Branche im selben Zeitraum gesunken ist.” Solche Abweichungen können auf branchenspezifische Besonderheiten oder unternehmensspezifische Entwicklungen hinweisen. Insbesondere für die Bonitätsbewertung sind diese Kennzahlen von großer Bedeutung. Für Unternehmen, die keine Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen müssen, werden stattdessen Kennzahlen aus der Bilanz herangezogen und mit branchenüblichen Werten verglichen.
Makroökonomische Faktoren
Makroökonomische Faktoren beeinflussen die Bonität eines Unternehmens maßgeblich und werden stets im Zusammenhang mit dessen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen analysiert.
Zu den wichtigsten Indikatoren zählen:
- Zinsniveau für deutsche Staatsanleihen: beeinflusst die Finanzierungskosten.
- Verbraucherpreisindex, insbesondere Energiepreise: hat Auswirkungen auf die Kostenstruktur.
- Arbeitslosenquote: Rückschlüsse auf wirtschaftliche Gesamtlage.
Durch die Analyse makroökonomischer Faktoren lassen sich tiefgehende Zusammenhänge erkennen. Beispielsweise können Aussagen getroffen werden wie: “Die Muster GmbH ist anfälliger für Zinserhöhungen als 100 andere Unternehmen derselben Branche”. oder “Steigen die Energiepreise um 0,5 %, sinkt der durchschnittliche Unternehmensgewinn in dieser Branche um 0,2 %”.
Auf Basis der genannten Analysen können Prognosen zur zukünftigen Bonitätsentwicklung eines Unternehmens erstellt werden, die für Investoren, Kreditgeber und Geschäftspartner von hoher Relevanz sind.
Daten
Die für eine solche umfassende Analyse notwendigen Daten stammen aus öffentlichen Quellen wie dem Unternehmensregister, dem Insolvenzbekanntmachungsportal und öffentlichen Institutionen wie dem Statistischen Bundesamt.