Crif vs. Creditreform: Ein Vergleich der Bonitätsauskünfte für Unternehmen

Veröffentlicht am: 27. Februar 2025

In der heutigen Geschäftswelt ist die Überprüfung der Bonität von Geschäftspartnern ein unverzichtbarer Bestandteil des Risikomanagements. Eine Bonitätsauskunft hilft Unternehmen, die finanzielle Zuverlässigkeit von Kunden, Lieferanten oder Kooperationspartnern zu beurteilen und Zahlungsausfälle zu vermeiden. Sie schützt vor finanziellen Verlusten, stärkt die Entscheidungsgrundlage und ermöglicht es, Geschäftsbeziehungen auf eine solide Basis zu stellen. Doch wie unterscheiden sich zwei der führenden Anbieter – Creditreform und Crif – in ihrer Vorgehensweise, ihren Dienstleistungen und ihren Kosten? Dieser Artikel stellt beide Anbieter vor, vergleicht ihre Bonitätsauskünfte und beleuchtet Vor- und Nachteile, um Ihnen bei der Auswahl zu helfen.

Die Bedeutung von Bonitätsauskünften

Eine Bonitätsauskunft ist essenziell, um Risiken im Geschäftsalltag zu minimieren. Sie liefert detaillierte Informationen über die Zahlungsfähigkeit und den wirtschaftlichen Status eines Unternehmens, basierend auf Daten wie Umsätzen, Bilanzen, Zahlungsverhalten und rechtlichen Auffälligkeiten. Studien zeigen, dass ein signifikanter Anteil von Insolvenzen auf ausbleibende Zahlungen zurückzuführen ist – eine Bonitätsprüfung hilft, solche Szenarien frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus ermöglicht sie fundierte Entscheidungen vor Vertragsabschlüssen, schützt vor rechtlichen Risiken und stärkt die Marktposition durch Vertrauen bei Geschäftspartnern.

Einflussfaktoren auf die Bonität eines Unternehmens

Vorstellung von Creditreform

Creditreform ist einer der renommiertesten Anbieter von Wirtschaftsauskünften in Deutschland und existiert seit 1879. Der Verband der Vereine Creditreform e. V. mit Sitz in Neuss koordiniert die Aktivitäten zahlreicher regionaler Vereine, die gemeinsam Daten sammeln und Dienstleistungen anbieten. Ein zentraler Unterschied zu anderen Anbietern liegt in der Struktur: Unternehmen sind bei Creditreform keine Kunden im klassischen Sinne, sondern Mitglieder eines Vereins. Diese Vereinsstruktur, die auf Gegenseitigkeit und datenbasierter Unterstützung basiert, prägt die Arbeitsweise und die Angebote.

Um Bonitätsauskünfte von Creditreform zu nutzen, ist eine Mitgliedschaft erforderlich. Diese Mitgliedschaft bringt hohe Eintrittsgebühren und jährliche Mitgliedsbeiträge mit sich, die je nach regionalem Verein und Unternehmensgröße variieren. In der Regel liegen die jährlichen Beiträge zwischen 400 und 500 Euro, zuzüglich einer einmaligen Aufnahmegebühr von 200 Euro. Zusätzlich fallen pro Auskunft Kosten an, die ebenfalls von dem regionalen Verein abhängen.

Auskunftstypen bei Creditreform

Ein entscheidender Vorteil von Creditreform ist, dass jede Auskunftstyp eine Ausfallwahrscheinlichkeit enthält. Bei der Ampelauskunft und der Kurzauskunft erfolgt dies allerdings nur über eine Klassenzugehörigkeit, die mit einer bestimmten Ausfallwahrscheinlichkeit verknüpft ist. Beispielsweise zeigt die Ampelauskunft ein Ampelsystem (grün, gelb, rot) mit Bonitätsbereichen, während die Kurzauskunft acht Risikoklassen nutzt, die jeweils spezifische Ausfallwahrscheinlichkeiten repräsentieren. Die Kompaktauskunft, Wirtschaftsauskunft und Premiumauskunft verwenden den normalen Bonitätsindex von 100 bis 600, der eine präzise Ausfallwahrscheinlichkeit angibt.

Allerdings gibt es auch Nachteile: Die Kosten sind hoch, insbesondere durch die Mitgliedschaftsgebühren und die Preise, die je nach Region unterschiedlich ausfallen können. Zudem laufen Abokosten über die Mitgliedschaft, und die Vereinsstruktur kann Schwierigkeiten mit sich bringen, etwa durch die Bindung an regionale Vereine.

Vorstellung von Crif

Crif ist ein international tätiger Anbieter von Wirtschaftsauskünften, der 2016 durch die Fusion von Crif und Bürgel entstanden ist. Diese Fusion vereinte die langjährige Erfahrung von Bürgel Wirtschaftsinformationen, einem traditionsreichen deutschen Anbieter, mit der technologischen Expertise von Crif, einer italienischen Gruppe mit globalem Fokus. Das Ergebnis ist die Crif GmbH mit Sitz in München, die zentralisiert agiert, jedoch durch verschiedene Geschäftsstellen in Deutschland präsent ist.

Im Gegensatz zu Creditreform arbeitet Crif nicht mit einem Vereinsmodell, sondern bietet seine Leistungen rein leistungsbezogen an. Es gibt keine Mitgliedschaftsverpflichtung, sondern Unternehmen können direkt Auskünfte erwerben, ohne langfristige Bindungen einzugehen. Crif bietet verschiedene Auskunftstypen an, die sich an unterschiedlichen Bedürfnissen orientieren. Preise für Auskünfte mit einem Standardvertrag:

Auskunftstypen bei Crif

Alle diese Auskunftstypen verwenden den Crif-Score, der auf einer Skala von 1 (sehr gute Bonität) bis 6 (sehr schlechte Bonität) bewertet wird. Ein wesentlicher Nachteil ist, dass nur die Vollauskunft eine konkrete Ausfallwahrscheinlichkeit angibt – bei den anderen Varianten bleibt es bei der Score-Einstufung ohne genaue Prozentangabe. Die Vollauskunft kostet dabei 120 Euro, wenn sie ohne Standardvertrag erworben wird.

Crif zeichnet sich durch transparente Preisgestaltung aus, ohne langfristige Bindungen oder Abokosten. Sie bieten verschiedene Vertragsmodelle an: den Standardvertrag, das große b.ONE-Modell oder Einzelabfragen ohne Vertrag, was Flexibilität schafft. Zu den Vorteilen zählen somit Klarheit in den Kosten, die Abwesenheit von Mitgliedschaftsverpflichtungen und die Vielzahl an Vertragsoptionen. Dennoch fehlt es bei den meisten Auskünften an einer präzisen Ausfallwahrscheinlichkeit, was für manche Anwender als Einschränkung empfunden werden kann.

Fazit

Sowohl Creditreform als auch Crif sind etablierte Anbieter von Bonitätsauskünften, die Unternehmen dabei unterstützen, finanzielle Risiken zu minimieren. Creditreform bietet mit seiner Vereinsstruktur und den umfassenden Auskunftsarten (Ampelauskunft, Kurzauskunft, Kompaktauskunft, Wirtschaftsauskunft, Premiumauskunft) eine hohe Detailtiefe, insbesondere durch die stets vorhandene Ausfallwahrscheinlichkeit – auch wenn diese bei der Ampelauskunft und Kurzauskunft nur über Klassenzugehörigkeiten angezeigt wird. Der Vorteil liegt in der direkten Risikobewertung, doch die hohen Kosten, die Intransparenz der Preise, die Abhängigkeit von der Region und die Vereinsstruktur können eine Herausforderung darstellen.

Crif hingegen überzeugt durch sein flexibles, leistungsbezogenes Modell ohne Mitgliedschaft, transparente Preise und vielfältige Vertragsoptionen. Mit dem Crif-Score erhalten Sie eine einheitliche Bewertung, doch nur die Vollauskunft liefert eine konkrete Ausfallwahrscheinlichkeit, was ein Nachteil gegenüber Creditreform sein kann. Die Fusion von Crif und Bürgel sowie die internationale Ausrichtung machen Crif zu einer modernen Alternative, die insbesondere für Unternehmen mit flexiblen Anforderungen und einem Bedarf an kurzen Bindungszeiten attraktiv ist.

Ihre Wahl hängt von Ihren spezifischen Bedürfnissen ab: Wenn Sie eine detaillierte Ausfallwahrscheinlichkeit und eine starke Präsenz im deutschen Markt schätzen, ist Creditreform die passende Option – trotz der höheren Kosten und der Vereinsstruktur. Wenn Sie Flexibilität, Transparenz und keine langfristige Bindung bevorzugen, ist Crif die bessere Wahl, auch wenn Sie auf die genaue Ausfallwahrscheinlichkeit bei den meisten Auskünften verzichten müssen. Beide Anbieter bieten hohe Qualität, doch ihre Struktur und Herangehensweise unterscheiden sich deutlich – eine gründliche Abwägung ist daher ratsam.


Häufig gestellte Fragen

Welche Bonitätsauskünfte bietet Creditreform an?

Creditreform bietet Ampelauskunft mit einem Ampelsystem, Kurzauskunft in sechs Risikoklassen (nicht acht, wie angegeben), Kompaktauskunft mit Bonitätsindex, Wirtschaftsauskunft mit detailliertem Bonitätsindex und Premiumauskunft mit historischen Daten und Verflechtungen.

Welche Bonitätsauskünfte bietet Crif an?

Crif bietet RiskCheck Business, FinanzCheck, BoniCheck, Kreditauskunft und Vollauskunft an, alle mit einem Crif-Score von 1 bis 6. Nur die Vollauskunft enthält eine konkrete Ausfallwahrscheinlichkeit.

Wie unterscheidet sich die Struktur von Creditreform von Crif?

Creditreform nutzt eine Vereinsstruktur mit Mitgliedschaft, während Crif leistungsbezogen ohne Mitgliedschaft arbeitet, zentralisiert agiert, aber regionale Geschäftsstellen hat.

Welche Vorteile hat Creditreform gegenüber Crif?

Creditreform bietet eine direkte Ausfallwahrscheinlichkeit in jeder Auskunft, besonders in detaillierten Varianten, während Crif nur bei der Vollauskunft eine solche Angabe macht.

Welche Nachteile hat Crif im Vergleich zu Creditreform?

Crif fehlt die präzise Ausfallwahrscheinlichkeit in den meisten Auskünften, während Creditreform diese stets bereitstellt, auch wenn Creditreforms Kosten und Vereinsstruktur komplexer sind.